Mittwoch, 3. Juli 2013

Beaufort 8 und Cargoalarm


Am Montag früh morgens war es soweit: Leinen los und auf nach Gibraltar. Nach unseren Berechnungen sollten wir in ca. 24 Stunden Benalmadena an der Costa del Sol erreichen. Wir wussten, der Wind ist immer noch ziemlich stark und von Tarifa an würde er direkt von vorne kommen, die Wellen ebenfalls. Es könnte also ein leichter Kampf werden.
Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil. Der Wind war von Anfang an recht frisch, so dass wir bald die Segel reffen mussten, d.h. die Segel etwas einrollen, um die Segelfläche und somit die Schräglage des Schiffes, sog. Krängung, zu verringern. Wir hatten also von Anfang an ziemlichen Speed. Da die Wellen wie erwartet gegen uns kamen, liessen wir den Motor trotzdem mitlaufen. Um möglichst lange segeln zu können, entschieden wir uns, ein paar Mal aufzukreuzen. Bei Tarifa zeigte der Windmesser Spitzen bis zu 40 Knoten, also 8 Beaufort Wind. Davon stand in den Gripfiles nichts…Doch das Schiff bahnte sich unermüdlich seinen Weg durch die Fluten. Wenn der Bug so richtig in die Wellen einsticht, kommt das Wasser flutwellenartig über das Vorschiff und Cockpit, zeitweise konnten wir gar nichts mehr sehen. 



Keine guten Voraussetzungen für diese Strecke, da einerseits riesige Cargoschiffe und Tanker nach Gibraltar fahren oder gerade von dort kommen und andererseits viele Segler, welche auch zum errechneten Zeitpunkt die Strasse von Gibraltar passieren möchten, im Auge behalten werden müssen. Der Katamaran, welcher uns lange begleitet hat, fiel immer weiter zurück, dieses Schiff kommt bei solchen Verhältnissen wohl an seine Grenzen. Wir jedenfalls waren wieder einmal sehr froh, dass AMEL ein geschütztes Cockpit baut, obwohl es diesmal selbst darin nicht mehr ganz trocken war. Gegen 20 Uhr haben wir dann Gibraltar passiert und LADORE schwimmt seitdem wieder in heimischen Gewässern! Für uns ein weiterer und wichtiger Meilenstein: die Atlantiküberquerung ist abgeschlossen. 



Es folgte eine ruhige und angenehme Nacht. Der Wind nahm zunehmend ab, so auch die Wellen. Unzählige Delfine kamen immer wieder zum Schiff, um in der vom Plankton glitzernden Bugwelle mit zu schwimmen. Zeitweise konnte man sogar helle Spuren sehen, wenn die Delfine von weiter her zu uns schwammen und die Schaumkronen der seitlichen Wellen leuchteten im Mondschein neongrün. So etwas habe ich noch nie gesehen! Leider war weder mit dem Fotoapparat noch mit der Videokamera ein Festhalten der Bilder möglich. Bei Sonnenaufgang war das Meer spiegelglatt und wir entschieden uns, noch ein paar Stunden weiter zu fahren, bis zum Hafen von Almerimar. Da sind wir also gestern Nachmittag nach 30 Stunden eingetroffen, ziemlich müde und erleichtert, dass alles gut gegangen ist. 
Fazit: Wer mal so richtig etwas erleben will, soll durch die Strasse von Gibraltar segeln. Für uns war sowohl die Westroute als auch die Ostroute ein echtes Abenteuer.

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