Freitag, 12. Juli 2013

Das Beste zum Schluss

Was schwimmt denn dort auf dem Wasser? Sieht komisch aus, keine Ahnung… Los, wir fahren hin!, entscheidet der Kapitän. Bei den mittlerweile gewohnten Verhältnissen mit flacher See und Schwachwind kein Problem. Als wir näher kommen, erkenne ich einen Heliumballon mit Micky Mouse Aufdruck. Nichts Spannendes, zurück auf Kurs.
Was ist denn das? Diesmal müssen wir nicht hinfahren, schnell wird das Objekt als schwimmender Basketball identifiziert.
Sind das Blechdosen, die dort im Wasser glitzern oder was ist das? Nein, das müssten riesige Dosen sein, soweit weg wie das ist… Ich hole den Commander, unseren Profi-Feldstecher, und erkenne auf 130°: WALE! Ich glaube es ja nicht, Wale! Ohne lange zu fackeln, ändert der Kapitän den Kurs und steuert direkt auf die Tiere zu. Sind das nicht Delfine? Nein, jetzt können wir sie deutlich erkennen, eine ganze Gruppe, keine riesigen Tiere aber endlich dürfen auch wir die Meeressäuger aus nächster Nähe erleben. 

 


Wir stellen den Motor ab und lassen das Schiff einfach dahingleiten. Es geht nicht lange und ein grosser und etwas kleinerer Wal schwimmen direkt auf uns zu, wahrscheinlich Mutter und Kalb. Sie kommen ganz nah ans Schiff, berühren fast den Bug, drehen sich unter Wasser leicht in Seitenlage und schauen mit einem Auge nach oben, zu uns, tauchen auf, blasen Luft aus, wechseln auf die andere Schiffseite…Wahnsinn!

 
Insgesamt sind es etwa zwölf Tiere, die gemächlich durchs Wasser ziehen und sich von uns scheinbar überhaupt nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wir schätzen den grössten Wal etwa auf 5 Meter Köperlänge. Sie sind schwarz und es war die, vom Wasser glänzende Rückenflosse, welche das Sonnenlicht reflektierte. Wenn sie auftauchen und laut ächzend Luft ausblasen, klingt es, als wäre ihr Leben sehr anstrengend. Vom Schiff runter blickend hat man das Gefühl, man könne durchs Blasloch direkt in den Wal hineinsehen. Minutenlang geniessen wir den herrlichen Anblick. Aber zu lange wollen wir doch nicht stören. Langsam drehen wir das Schiff ab, doch was ist das...? Kann ja nicht war sein, aber das ist eine Haiflosse, die dort vorüberzieht, will der die Wale angreifen? Plötzlich ist nichts mehr zu sehen... 
Wir starten den Motor und fahren zurück auf unseren Kurs, das war phantastisch!
Wir sind auf unserer letzten Etappe Richtung Barcelona. 24 Stunden rechnete der Plotter von Denia bis zum Heimathafen. Etwas Wehmut kommt auf, unsere Reise geht zu Ende.  So vieles haben wir gesehen und erlebt, so viel haben wir zu erzählen.
Es war ein herrlicher letzter Tag auf See, Sonne satt, wenig Wellen und streckenweise sogar idealer Wind zum Segeln. 



Es ist jetzt 6.54 Uhr und der Plotter zeigt noch 23 Meilen, 3h 28 min bis Port Ginesta. Wenn ich diesen Eintrag ins Netz stelle, liegt unsere LADORE friedlich an ihrem Platz und ich sitze bereits in unserer Lieblings-Marisqueria und freue mich auf eine herrliche Meeresfrüchteplatte, das wird nämlich heute Abend unser wohlverdientes Festmahl!




Mittwoch, 10. Juli 2013

Noch 180 Meilen bis Barcelona

Den ersten Versuch dem Endziel Barcelona wieder etwas näher zu kommen, haben wir nach 3 Stunden abgebrochen. Einmal raus aus Almerimar wurde uns sofort klar, dass der Levante nach wie vor das Wetter und vor allem die See beherrscht: den Wind voll auf die Nase, zwar nicht extrem stark, dafür begleitet von kurzen und giftigen Mittelmeerwellen gegen an, die das Schiff so richtig stampfen liessen, angenehmes Segeln geht anders. Also entschlossen wir uns und kurzer Hand die Übung abzubrechen und in den Hafen von Aguadulce zu flüchten. Hier, an der spanischen Küste, alles Orte, die wir letzten Herbst schon angesteuert haben und wir merken deutlich, dass sich der Kreis zu schliessen beginnt. 5 Tage haben wir in dem kleinen Hafen verbracht. Wir fühlten uns, als wären wir in den Sommerferien. Wir lagen oft am Strand, haben viel gelesen, mal Velos gemietet, gingen laufen und abends an der Promenade ein kühles Bier trinken oder ein Eis essen. Deutlich war der warme und, je nach Tageszeit, starke Wind zu spüren. Es ist jetzt richtig heiss an der Costa del Sol.
 


Endlich hat sich der Levante endgültig verzogen und wir sind vor zwei Tagen zu einem nächsten Versuch in See gestochen und wurden mit wenig Wind und flachem Wasser begrüsst. Leider reichte das halt auch nicht zum Segeln, so dass wir einmal mehr auf dieser langen Reise als Motorboot unterwegs waren. Zeitweise konnten wir das Gross-Segel zur Unterstützung dazu nehmen und machten recht gut Fahrt. Einzig die vielen Frachtschiffe und Fischerboote um Cartagena und Alicante herum forderten in der Nacht und am frühen Morgen ein gekonntes Radarslalom. Fahren die Fischer eigentlich absichtlich immer so undurchschaubaren Zickzack?

 

Unser Ziel für gestern war Denia, wo wir nach ca. 30h eingetroffen sind. Wir fühlen uns wohl mit diesen etwas längeren Etappen und werden das so beibehalten. Zwei Nächte wollten wir im Hafen bleiben, aber die Tatsache, dass die Liegeplatz-Preise im Vergleich zum letzten Oktober momentan zur Hauptsaison viermal so hoch sind, treibt uns heute raus in die nächste Ankerbucht. Wieder mal baden vom Schiff aus und ein bisschen die Wasserlinie säubern muss eben auch sein!

Mittwoch, 3. Juli 2013

Beaufort 8 und Cargoalarm


Am Montag früh morgens war es soweit: Leinen los und auf nach Gibraltar. Nach unseren Berechnungen sollten wir in ca. 24 Stunden Benalmadena an der Costa del Sol erreichen. Wir wussten, der Wind ist immer noch ziemlich stark und von Tarifa an würde er direkt von vorne kommen, die Wellen ebenfalls. Es könnte also ein leichter Kampf werden.
Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil. Der Wind war von Anfang an recht frisch, so dass wir bald die Segel reffen mussten, d.h. die Segel etwas einrollen, um die Segelfläche und somit die Schräglage des Schiffes, sog. Krängung, zu verringern. Wir hatten also von Anfang an ziemlichen Speed. Da die Wellen wie erwartet gegen uns kamen, liessen wir den Motor trotzdem mitlaufen. Um möglichst lange segeln zu können, entschieden wir uns, ein paar Mal aufzukreuzen. Bei Tarifa zeigte der Windmesser Spitzen bis zu 40 Knoten, also 8 Beaufort Wind. Davon stand in den Gripfiles nichts…Doch das Schiff bahnte sich unermüdlich seinen Weg durch die Fluten. Wenn der Bug so richtig in die Wellen einsticht, kommt das Wasser flutwellenartig über das Vorschiff und Cockpit, zeitweise konnten wir gar nichts mehr sehen. 



Keine guten Voraussetzungen für diese Strecke, da einerseits riesige Cargoschiffe und Tanker nach Gibraltar fahren oder gerade von dort kommen und andererseits viele Segler, welche auch zum errechneten Zeitpunkt die Strasse von Gibraltar passieren möchten, im Auge behalten werden müssen. Der Katamaran, welcher uns lange begleitet hat, fiel immer weiter zurück, dieses Schiff kommt bei solchen Verhältnissen wohl an seine Grenzen. Wir jedenfalls waren wieder einmal sehr froh, dass AMEL ein geschütztes Cockpit baut, obwohl es diesmal selbst darin nicht mehr ganz trocken war. Gegen 20 Uhr haben wir dann Gibraltar passiert und LADORE schwimmt seitdem wieder in heimischen Gewässern! Für uns ein weiterer und wichtiger Meilenstein: die Atlantiküberquerung ist abgeschlossen. 



Es folgte eine ruhige und angenehme Nacht. Der Wind nahm zunehmend ab, so auch die Wellen. Unzählige Delfine kamen immer wieder zum Schiff, um in der vom Plankton glitzernden Bugwelle mit zu schwimmen. Zeitweise konnte man sogar helle Spuren sehen, wenn die Delfine von weiter her zu uns schwammen und die Schaumkronen der seitlichen Wellen leuchteten im Mondschein neongrün. So etwas habe ich noch nie gesehen! Leider war weder mit dem Fotoapparat noch mit der Videokamera ein Festhalten der Bilder möglich. Bei Sonnenaufgang war das Meer spiegelglatt und wir entschieden uns, noch ein paar Stunden weiter zu fahren, bis zum Hafen von Almerimar. Da sind wir also gestern Nachmittag nach 30 Stunden eingetroffen, ziemlich müde und erleichtert, dass alles gut gegangen ist. 
Fazit: Wer mal so richtig etwas erleben will, soll durch die Strasse von Gibraltar segeln. Für uns war sowohl die Westroute als auch die Ostroute ein echtes Abenteuer.