Mittwoch, 29. Mai 2013

Ankunftsfreude und Abschiedsschmerz

Wie erhofft sind wir also gestern Nachmittag auf der Azoreninsel Fajal angekommen. Die LADORE liegt, wie bereits auf Bermuda, wieder an einer idyllischen Mauer.



Nach 12 Tagen Überfahrt und 1920 Seemeilen sind wir sehr glücklich Land unter den Füssen zu haben. Die letzten Tage auf See waren geprägt von der Suche nach der optimalen Strategie, um möglichst lange Segeln zu können ohne zu stark von der Ideallinie abzuweichen. Ein Kampf gegen Wind und Wellen und um jeden Knoten Fahrt.
Am 26. Mai hat die Crew mich mit Leuchtrakete, Geburtstagsständchen und Kuchen mit Kerzli zum mitternächtlichen Wachantritt begrüsst und zum Nachtessen gabs sogar den langersehnten Bonito, der morgens um sechs den Kapitän aus dem Tiefschlaf riss und eine Bergungs- und Schlachtungsaktion im Pyjama erforderte!

                                                    Bonitoköder vor Fajal


Wir haben unsere Ankunft bei einem kühlen Bier im Café Sport gefeiert. Nach einem leckeren Abendessen mit viel Fleisch auf heissem Stein haben wir uns im legendären Segelcafé noch einen Absacker und viel Seemannsgarn zu Gemüte geführt...



Heute, nach einer herrrlichen ruhigen und endlich wieder mal wachefreien Nacht, mussten wir uns natürlich an der Hafenmauer verewigen, das ist wie auch in Las Palmas für die Segler ein Muss.



Morgen wird uns ein Teil der Crew bereits verlassen. Peter, Timmi und Friedl müssen wieder zurück nach Hause, da die Arbeit und die Liebsten rufen. Es war eine super Zeit und alle haben sicher viele unvergessliche Erinnerungen im Gepäck. Wir haben uns gut verstanden und ich bin sicher, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen werden.

Für uns anderen, Christoph, Thomas und mich, geht es weiter nach Ponta Delgada. Dort wollen wir noch ein paar Reparaturen vornehmen lassen (Ja, es ist wieder das eine oder andere zu Bruch gegangen...) und erwarten neue Crew und Besuch aus der Schweiz. Die 150 Seemeilen bis dahin werden wir wohl in einem Tag schaffen.


Samstag, 25. Mai 2013

36° 42.83' N 44° 00.93' W

Das ist unsere aktuelle Position zwischen Bermuda und den Azoren. Gestern
konnten wir Bergpreis feiern, die eine Hälfte der Crew etwas intensiver als
die andere... Als einzige Frau an Bord habe ich zum Glück ein paar
Privilegien. Eins davon ist seit gestern Nacht zu entscheiden, wann
Zapfenstreich ist! Seit dem 16. Mai sind wir nun unterwegs und freuen uns,
wenn wir bald auf den Azoren ankommen. Das Wetter ist zwar unerwartet schön
und warm, aber wir bewegen uns seit dem Start in St. Georges dauernd am
Rande der Flaute und seit ein paar Stunden sogar mitten drin und eine
Änderung der Windsituation ist nicht in Sicht...
Zum Glück haben wir unseren Motor noch von professioneller Hand reparieren
lassen, ohne diesen wäre ein vorwärtskommen praktisch unmöglich. Wir sind
auch zum wiederholten Male extrem froh, dass unser Schiff 900 Liter Diesel
fassen kann, so bleibt uns ein herumdümpeln auf dem Nordatlantik erspart.
Obwohl die Fahrt unter Motor auch nicht wirklich Spass macht, aber immerhin
machen wir etwas über 6 Knoten Fahrt. Die Stimmung an Bord ist nach wie vor
sehr gut und wir malen uns bereits die Ankunft auf Horta aus mit einem
Abstecher in die legendäre Sportsbar.
Auf See vertreiben wir uns die Zeit mit fischen, unter anderem einen 1.50m
Wahoo, der uns ca. 10kg bestes Fischfilet beschert hat, oder wir beobachten
Delfine, gestern eine riesen Schule mit wahrscheinlich an die 100 Tieren.
Peter ist stets fleissig am Filmen, um unsere Erlebnisse zu dokumentieren,
Friedl trimmt die Segel oder schimpft über die Flaute, Thomas sorgt stets
für die richtige Temperatur des Weines, Timmi geniesst die lauen
Vollmondnächte und schmachtet nach seiner Liebsten, ich halte meine Übelkeit
in Schach und der Kapitän sorgt dafür, dass die Crew Ordnung hält auf dem
Schiff.
Zur Zeit rechnen wir damit, am 28. Mai auf Horta anzukommen. Ich hoffe, dass
wir bis dahin noch Wale entdecken, dieses Glück hatten wir bisher noch
nicht. 

Montag, 13. Mai 2013

Bermuda - Wartsaal der Yachties

Ja, wir sind immer noch auf Bermuda. Wieso?
1. Die Wasserpumpe ist noch nicht eingetroffen.
2. Das Wetter macht ein Auslaufen nach wie vor unmöglich.
Heute Nacht sollte der spürbar heftigere Wind dann auf Nord drehen und wir hoffen dadurch auf eine etwas angenehmere Lage unserer Schiffes. Zur Zeit drückt es uns nämlich ziemlich stark gegen die Mauer, an welcher wir festgemacht haben.



Wir haben nun versucht den Lieferungsprozess unserer Wasserpumpe zu beschleunigen, was sich als ziemlich umständlich herausstellte. So haben wir alle Varianten von nach Amerika fliegen bis zu selber eine Pumpe zusammenbauen ausdiskutiert und uns schlussendlich zum Warten entschieden. Sicherheitshalber haben wir noch eine zweite geordert, falls nochmal was kaputtgehen sollte: sicher ist sicher! Es ist schon erstaunlich, dass an einem Ort wie Bermuda, der ein so wichtiger Knotenpunkt darstellt und wo jährlich so viele Yachten Halt machen, um nach Europa, Amerika oder in die Karibik zu gelangen, kein verlässlicher Yachtservice existiert. Doch trotz allen Frustes lassen wir den Kopf nicht hängen und machen das Beste aus unserer Situation. Wir vertreiben uns die Zeit mit surfen im Internet, das ist im Dock Master Office frei zugänglich, kaufen das eine oder andere Mitbringsel für unsere Liebsten, wandern zu den unzähligen Forts und den idyllischen Stränden entlang, lesen Bücher, feiern Geburtstag, kochen leckeres Abendessen, treffen uns mit anderen Seglern zum Wettercheck, legen uns an Deck an die Sonne, suchen einen zugänglichen Wasseranschluss (irgendwie sollten wir mal wieder den Wassertank füllen...), gehen zum Shopping nach Hamilton und zwischendurch sitzen wir mal wieder bei Alfred und geniessen ein kühles Gläschen Weisswein.



                                         Anstossen auf Friedls Geburi


  
                                    Timmi muss sich gegen österreichisch-schweizerische 
                                    Übermacht durchsetzten...



                                           St. Georges

                                    
                                            






































































Donnerstag, 9. Mai 2013

Warten auf das Azorenhoch

Zum Glück ist Bermuda ein schöner Fleck, um sich ein paar Tage Wartezeit um die Ohren zu schlagen. Obwohl diese Insel ziemlich abgelegen auf dem Atlantik draussen ist, fühlen wir uns Europa sehr nahe. Hier ist der Lifestyle sehr British. Alles ist tiptop sauber und gepflegt, die Leute sind sehr nett und gastfreundlich, es gibt öffentlichen Verkehr und das Wetter fühlt sich wieder ganz wie zu Hause an: Regen, Wolken, kühler Wind und ab und zu ein Sonnenstrahl. Zum Glück haben wir das eine oder andere gute Restaurant gefunden. Sehr zu empfehlen ist das "Wahoo" in St. Georges. Unsere österreichischen Crewmitglieder wussten, dass ein Landsmann seit ein paar Jahren da eine Kneipe betreibt und die mussten wir natürlich sofort aufsuchen. Was sich dann auch als Glücksgriff herausstellte: fast täglich sind wir zum Mittag- oder Abendessen oder nur zu einem Apero bei Alfred anzutreffen. Das Beste, was er uns bis jetzt serviert hat, war eine super leckere Fischplatte mit Tuna, Wahoo, Dorado etc. Leider hatte ich danach keinen Platz mehr für den gluschtigen Apfelstrudel...
http://wahoosbistro.bm/about.asp

Momentan warten wir noch auf das passende Wetter, aber da wir sowieso noch die Lieferung der neuen Wasserpumpe von Volvo Penta abwarten müssen, trifft sich das gar nicht schlecht. Am Samstag sollte sich die Lage wieder beruhigt haben und wir gehen davon aus, dass dann auch die Wasserpumpe wieder läuft. Falls die Ersatzteile Verspätung haben sollten, schiebt sich unsere Abreise dementsprechend weiter hinaus. Leider ist das Azorenhoch untypisch hoch im Norden, so dass uns auf See wahrscheinlich nicht die besten Bedingungen erwarten werden, aber alles längere Herumhocken, macht keinen Sinn und wird sind langsam ungeduldig und wollen jetzt endlich da raus! Falls Ihr euch jetzt Sorgen macht, ist das unnötig: Wir würden nie ein unnötiges Risiko eingehen. Im Vergleich zu unserer letzten, doch sehr gemütlichen Überfahrt, machen wir uns lediglich auf etwas heftigere Winde gefasst, aber die werden uns dann hoffentlich auch schnell nach Horta bringen!

Montag, 6. Mai 2013

Erste Etappe geschafft

Nach der Ankunft unsere Crew in Nanny Cay wollten wir noch einen Tag vor Anker mit Baden und Anklimatisieren verbringen. Das Wetter jedoch zwang uns zu einem spontanen Blitzstart Richtung Bermuda. So sind wir letzten Montag losgesegelt. Die ersten 24 Stunden der 840 Seemeilen langen Strecke waren für alle anstrengend, die Gewöhnung ans Schaukeln, Übelkeit und das Wache schieben hat uns ziemlich gefordert. Mit der Zeit haben wir aber den Rhythmus gefunden und konnten die Überfahrt immer mehr geniessen. Das Wetter war sehr angenehm, guter Wind und wenig Wellengang, sogar mir ging es überraschend gut! Leider hat der Wind nach der Hälfte der Strecke immer mehr auf unsere Nase gedreht und nachgelassen, auch die Wellen kamen zunehmend gegen uns, so dass wir wohl oder übel den Motor starten mussten. Es ist immer ein abwägen: soll man mehr abfallen, damit man zwar segeln kann aber vom Kurs abweicht und früher oder später wieder wenden muss, um das Ziel zu erreichen oder ob man unter Motor gegen an soll und dann zwar schneller am Ziel ist, aber viel Diesel verbraucht hat... Wir entschieden uns fürs baldige Ankommen auf Bermuda, da wir auf den letzten Meilen wussten, dass wir es gerade noch bei Tageslicht schaffen würden.


Jeden Tag passierte etwas Unerwartetes, war das ein kleiner Vogel, der unser Schiff kurzerhand zum Ausruhen beschlagnahmt hat und schlussendlich so mutig war, dass er in den Salon hinein flog, um dort sein Nachtlager zu beziehen und am nächstem Morgen frisch und fröhlich das Schiff wieder zu verlassen oder unser Anglerglück, das uns einen stattlichen Dolphin beschert hat, den wir als Sashimi gleich zum Mittagessen genossen haben. Zum Glück hatten wir in Tortola noch Wasabi und Sojasauce gefunden!


.Wir sind in der Lagune von St. Georges, wo wir vor dem Heritage Haus längsseits an der Mauer liegen. Einen geeigneten Hafen gibt es nicht. Wir fühlen uns aber sehr wohl an dem Platz, in ein paar Schritten sind wir im Städtchen und haben unsere Ruhe.Wir werden wohl noch ein paar Tage in Bermuda geniessen, bis die Wetterlage ein Weitersegeln zu den Azoren erlaubt.




                                            Foto ohne Kapitän (einer muss ja knipsen...)